Politikvertrauen
Politikvertrauen
Politikvertrauen
Ansprechpartner*innen
Roland Göbbel, M.A. (Dissertationsprojekt, Befragungsstudie im MA Kommunikationsmanagement)
Per Ole Uphaus, M.A. (Befragungsstudie im MA Kommunikationsmanagement)
Forschungsfeld
Vertrauensforschung im Kontext von politischer Kommunikation, politischer Sozialisation Jugendlicher und Kultivierungsforschung
Methoden
Mehrwellige experimentelle Online-Befragung,
qualitative Gruppendiskussionen,
Paper-Pencil-Klassenzimmerbefragung
Projektbeschreibung:
Im KomMa-Forschungsschwerpunkt „Politikervertrauen“ promoviert Roland Göbbel zum Thema „Politikern vertrauen? Zur Vertrauensbildung durch politische Online-Berichterstattung bei jugendlichen Rezipienten“ als externer Doktorand der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Erstgutachter: Prof. Dr. Georg Ruhrmann, Zweitgutachter: Prof. Dr. Harald Rau). In seinem laufenden Dissertationsprojekt befasst er sich mit der Frage, wie jugendliche Medienrezipient:innen Vertrauen bzw. Misstrauen in Politiker:innen bilden und welche Mechanismen bei der Vertrauens- bzw. Misstrauensbildung zum Tragen kommen.
Der theoretische Hintergrund der Dissertationsstudie speist sich aus soziologischen, politikwissenschaftlichen und kommunikationswissenschaftlichen Konzepten zum Phänomen der Vertrauensbildung. Dabei werden Ansätze der politischen Sozialisationsforschung, der Sozialkapital-Theorie und der Kultivierungsforschung integriert, um folgenden zentralen Forschungsfragen auf den Grund zu gehen:
Welchen Einfluss haben Merkmale politischer Online-Berichterstattung auf die Vertrauensurteile jugendlicher Rezipient:innen? Inwiefern führt konsonante Berichterstattung zur Kultivierung von Vertrauen bzw. Misstrauen? Und wie wirken sich politische Sozialisationsfaktoren und Mediennutzung auf das Politikervertrauen aus?
In methodischer Hinsicht wurden als Vorstudie explorative, qualitative Fokusgruppen mit Schüler:innen durchgeführt, die zur Instrumentenentwicklung der Hauptstudie maßgeblich beitrugen. Letztere wurde als experimentelle Online-Befragung von n = 258 Schüler:innen der 10.-13. Jahrgangsstufe eines Gymnasiums in drei Befragungswellen über mehrere Wochen hinweg realisiert.
Die Ergebnisse der Experimentalstudie zeigen unter anderem in entsprechenden Varianzanalysen, dass das Ausmaß an Konflikthaftigkeit in Online-Artikeln über einen Politiker über die Zeit hinweg entscheidend zur Kultivierung von Vertrauen bzw. Misstrauen jugendlicher Rezipient:innen in ihn beiträgt. Die hierbei erfassten Vertrauensurteile beruhen vorrangig auf den in Faktorenanalysen gewonnenen Dimensionen „Sozialkompetenz“ und „Nähe zu Jugendlichen“ als vertrauensrelevanten Eigenschaften des dargestellten Politikers.
Ergänzend zum laufenden Dissertationsprojekt führte Roland Göbbel im WS 2019/20 zusammen mit einer Studierendengruppe des Masterstudiengangs Kommunikationsmanagement, zu der auch das aktuelle KomMa-Teammitglied Per Ole Uphaus gehört, in einem Lehrforschungsseminar eine Paper-Pencil-Klassenzimmerbefragung zum Politikervertrauen von Gymnasiast:innen und Hauptschüler:innen durch. Das hier entwickelte Regressionsmodell zu Determinanten des Politikervertrauens wurde 2020 auf der Fachtagung „Düsseldorfer Forum Politische Kommunikation“ präsentiert und Anfang 2022 im dazugehörigen Tagungsband als Aufsatz publiziert.
Studie des KomMa-Teams über Politikervertrauen von Schüler*innen erschienen
In der jüngeren Vergangenheit entstand im Rahmen der Förderlinie “Innovation Plus”, die in Niedersachsen für innovative Lehr- und Lernkonzepte steht, ein neuer Kurs, der für Studierende der Ostfalia die Arbeit an und mit Masterarbeiten optimiert. Jetzt tritt das KomMa-Team in der neuen Förderperiode mit einem neuen Konzeptvorschlag an: “Lernen durch Lehre für Lehrende und Forschende”, so der Titel des Projektes. Der Hintergrund: In den erfolgreichen Forschungsprojekten der Ostfalia wird die Kommunikation von Projektergebnissen und neuen Erkenntnissen zumeist auf die jeweilige Fachgesellschaft begrenzt. Dabei erhält Wissenschaftskommunikation – hier ganz grundsätzlich verstanden als Austausch mit der Öffentlichkeit – wachsende Aufmerksamkeit (vgl. Schütte 2020). Auch als Arbeitsfeld für Absolventen des Studiengangs Kommunikationsmanagement gewinnt die Wissenschaftskommunikation Jahr für Jahr zunehmend an Bedeutung: Die Zahl der Ausschreibungen zur Gewinnung von Öffentlichkeitsarbeitern von (zumeist außeruniversitären) Forschungseinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und aller an-deren großen Institute ist stark angestiegen. Zudem erhält in vielen Förderlinien (insbesondere auf EU-Ebene) ein vorgesehener, professioneller Austausch mit der Öffentlichkeit bei Vergabeentscheidungen zunehmend höhere Relevanz, was auch für diese Projekte oft die Einbindung von dafür ausgebildeten Kommunikationsmanagern erforderlich macht, zumindest jedoch die Integration von Know-how erfordert. In den kommenden Jahren werden bundesweit drei große Zentren für Wissenschaftskommunikationsforschung (VW-Stiftung 2020) gefördert, was auch bezogen auf eine Karriere in der (Kommunikations-)Wissenschaft (angestrebte Promotion) das Qualifikationsfeld an Attraktivität gewinnen lässt – in den Kommunikationswissenschaften wird die Bedeutungszunahme seit gut zehn Jahren unter dem Begriff der Medialisierung der Wissenschaft breit diskutiert, daneben spielen Aspekte der Disintermediation eine wichtige Rolle.
Der mit diesem Antrag verbundene und im Zuge der jüngsten Reakkreditierung (mit Beginn WS 20/21) neu gefasste Studiengang Kommunikationsmanagement sieht sowohl konkrete Vertiefungen als auch projektbasierte Lehre vor. Das hier beantragte Projekt wird das Konzept LdL (Lernen durch Lehren) nach Kenntnis der Antragsteller erstmalig auf ein Blended-Learning-Angebot für Lehrende an Hochschulen anwenden (eine große Zahl an Quellenverweisen auf das zwischenzeitlich recht gut erforschte LdL-Konzept können auf Anfrage zusätzlich eingereicht werden, ebenso wie Quellen zur Medialisierung der Wissenschaft und zur Disintermediation).
Konkret: Studierende des Masterkurses entwickeln in zwei zusammengehörigen Modulen (Vertiefungsrichtung und Projekt) ein Lehrangebot, das als Moodle-Kurs für Forscherinnen und Forscher der Ostfalia zur Verfügung steht. Dieser Kurs führt die Forschenden stark anwendungsorientiert in die zielgerichtete Wissenschaftskommunikation ein. Der im Ostfalia-System verfügbare Online-Kurs wird dann durch zwei Praxis-Workshops im Februar 2022 ergänzt, den ebenfalls Studierende vorbereiten und durchführen. In diesen Workshops werden insbesondere mediengerechte Darstellungsformen (massen- und sozialmediales Paradigma) eingeübt. Über die Vergabe von Mitteln für die Projekte im Feld Innovation Plus wird in den kommenden Wochen entschieden. Jetzt heißt es also: Daumen drücken für das KomMa-Team.